Leseförderung

IDEE
Die Sekundarschule Gersag 1 in Emmenbrücke hat viele Lernende, die Jugendliteratur meist nur aus dem Unterricht kennen und sie deshalb mit der Schule identifizieren. Nur wenige der Jugendlichen an unserer Schule bringen Erfahrungen mit Jugendliteratur vom Elternhaus aus mit und meistens beschränken sich ihre Literaturkenntnisse auf Verfilmungen von Büchern, ohne dass sie danach selbst zum Buch greifen würden. Zu diesem Umstand kommt hinzu, dass in der Adoleszenz das Interesse an Büchern nur bei denjenigen Jugendlichen aufrecht erhalten bleibt, die schon in der Primarschulzeit intensiv gelesen haben. Die Leseförderung an unserer Schule zielt darauf hin, dem Genannten auf vielfältige Weise entgegenzuwirken.

Mit einem Anlass wie der LeseOLYMPIADE, an welcher die ganze Schule teilnimmt und das Buch aus dem Deutschunterricht in die ganze Schule bringt, oder einem LeseZIRKEL, der sich an interessierte Jugendliche richtet, fördern wir das Lesen. Das LeseOHR soll es auch schwächeren Schülerinnen und Schülern ermöglichen ganze Bücher erleben zu können. Das Erleben von Büchern und Geschichten steht auch beim LeseKINO im Mittelpunkt.

LERNENDEN UND DAS BUCH

Die Mehrheit der Jugendlichen an unserer Schule erleben das Buch als etwas, das für andere bestimmt ist. Die meisten entstammen einer sozialen Schicht, in der meist wenig oder gar nicht gelesen wird. Zu Hause haben sie also kaum oder nur wenig Kontakt mit Büchern, wissen aber zum Teil sehr wohl, dass „bei den anderen“ Bücher omnipräsent sind, sei es in den Regalen der Wohnzimmer oder in den Zimmern der Jugendlichen selbst. Unsere Schülerschaft wächst also nicht in einem Haushalt auf, in dem das Lesen eine Selbstverständlichkeit ist. Cornelia Rosebrock schreibt in den Grundlagen der Lesedidaktik, dass die Schule durch eine Inszenierung einer „Lesekultur“ einen Beitrag zur Unterstützung von familiären Lesesozialisierungsprozessen leisten oder im Falle ungünstiger Voraussetzungen diese zu kompensieren versuchen könne (S. 92). In diesem Sinne versuchen wir unsere Verantwortung gegenüber unseren Schülerinnen und Schülern wahrzunehmen. Als Lehrerschaft bemühen wir uns vereint durch unterschiedliche Angebote über das ganze Jahr hinweg den Jugendlichen das Lesen nahe zu bringen, indem sie die Narration über das Wort erfahren. Die Geschichten aus den Büchern sind Gesprächsstoff und gehören zum Schulalltag. Auf diese Weise wird unsere Schülerschaft auch für die Wissensgesellschaft gestärkt und zudem wird ihr Hand geboten für Herausforderungen, die sie später als Erwachsenen in privater oder beruflicher Hinsicht werden meistern müssen. Denn das Gespräch über ein Buch ist immer auch ein Gespräch über menschliche Erfahrungen, Werte und Lebenshaltungen. Für junge Menschen in der Adoleszenz ist dies zentral, da sie sich aus entwicklungspsychologischer Sicht in einer heiklen Phase ihrer Persönlichkeitsbildung befinden.

LEHRPERSONEN UND DAS BUCH

Die Leseförderung an unserer Schule ist auch der Versuch, die Lehrerschaft auf ein gemeinsames übergeordnetes Ziel zu einigen. Dieses fehlte bis anhin aufgrund von unterschiedlichen Vorstellungen darüber, was eine Schule leisten soll. Auch die 2016 an unserer Schule durchgeführte Evaluation hat uns klar darauf aufmerksam gemacht, dass wir uns diesbezüglich bemühen müssen. Die Leseförderung ist so organisiert, dass der Aufwand für die einzelnen Lehrpersonen möglichst gering gehalten wird. Ausserdem ist durch die drei Ebenen der Leseförderung – LeseOLYMPIADE für das ganze Schulhaus, LeseKINO für eine mittelgrosse Gruppe und LeseZIRKEL für die leidenschaftlichen Leser – das Buch das ganze Schuljahr über im Haus präsent. Dies schafft eine in vielerlei Hinsicht bereichernde Atmosphäre. In ihrer kleinen Schlussbemerkung zur praktischen Integration von Verfahren bemerkt C. Rosebrock des Weiteren (S.136), dass ein Förderprogramm viel Kraft und Bereitschaft brauche, um eingefahrene Denkmuster und Routinen zu verändern, doch dass das Schulwesen genau an dieser Stelle ankommen müsse, wenn es ihm mit dem Anspruch der Chancengleichheit in einem demokratischen Gemeinwesen ernst sei.

Literatur: Rosebrock, C. & Nix, D. (2013).Grundlagen der Lesedidaktik und der systematischen

LeseOlympiade

Die LeseOLYMPIADE dient dazu, während sechs Wochen eine Vielzahl von Büchern innerhalb der Schule in Umlauf zu bringen. Unter www.leseolympiade. jimdo.com werden die Bücher vorgestellt, damit sich interessierte Schülerinnen und Schüler vorgängig mit den Büchern vertraut machen können. Als Auftakt gilt der Anlass der Leseolympiade selbst. Dieses Ereignis hat einen eher sportlichen Charakter. Innerhalb eines Tages sind sechs Buchtitel unter der Schüler- und Lehrerschaft im Gespräch. Da die Gruppen, die miteinander im Wettkampf stehen, niveau- und schuljahresübergreifend gebildet werden, entsteht ein Gemeinschaftsgefühl. Wichtiger aber ist der Leseakt an sich: Ausnahmslos die gesamte Schülerschaft widmet sich während des ganzen Tages der Lektüre, indem sie sich jeweils vierzig Minuten lang gemeinsam mit anderen in einem Raum einfindet, um zu lesen. Die begonnen Bücher stehen den Klassen im Anschluss in Rucksäcken, sogenannten «Prêt-à-lire» zur Verfügung. Diese können dann für Lesepausen in allen Fächern eingesetzt werden.

LeseZIRKEL

Der LeseZIRKEL der Schule beruht auf Freiwilligkeit und wendet sich an Lernende des achten und neunten Schuljahres. Drei Mal im Jahr treffen sich Jugendliche gemeinsam mit zwei Lehrpersonen der Schule, um sich über ein Buch auszutauschen, das man gemeinsam gelesen hat. Dabei handelt es sich um Bücher, die Jugendliteraturpreise gewonnen haben oder sich sonst in anderer Weise anbieten, beispielsweise zum aktuellen Thema der Flüchtlingsproblematik.

Während der Lektüre sammeln die Schülerinnen und Schüler in einer Lesebox Gegenstände, Zeitungsartikel oder Bilder, denen sie begegnen und die für sie mit dem Buch in irgendeiner Art und Weise zusammenhängen.

Unter www.leseolympiade.jimdo.com wird das jeweils aktuelle Buch vorgestellt und die Leserinnen und Leser haben die Möglichkeit das Buch zu kommentieren oder im Blog darüber zu schreiben.

LeseOHR
Schülerinnen und Schüler, welche noch nicht so belesen sind, lassen sich häufig durch die schiere Seitenzahl von Büchern abschrecken. Lesen als Hausaufgabe birgt das Problem, dass es von schlechten Leserinnen und Lesern häufig nicht gemacht wird und interessierte Schülerinnen und Schüler viel weiter lesen. Das LeseOHR bringt Hörbücher und Bücher zusammen. Die Zusammenstellung von Seitenzahl (Buch) und Track und Zeit (Hörbuch) lassen die Kombination von Buch und Hörbuch zu. Verschiedene Kombinationen sind möglich, beispielsweise in der Schule wird gelesen, zuhause das nächste Kapitel gehört. Auch können leseschwächere Lernende gezielt unterstützt werden, indem ihnen grössere Hörbuchanteile gegeben werden. Hier steht das Lese-, beziehungsweise Hörerlebnis in der Klasse im Mittelpunkt

LeseKINO
Die Aussicht auf einen speziellen Kinonachmittag soll Schülerinnen und Schüler motivieren ein Buch zu lesen.

Die Lektüre eines ausgewählten Buches steht Klassen oder auch einzelnen Schülerinnen und Schülern offen. Das Buch ist für vier Wochen ausleihbar. Wer das Buch gelesen hat, kann sich an einem Schulnachmittag zusammen mit all den anderen Leserinnen und Lesern in Kinoatmosphäre die Verfilmung des Buches anschauen. Im Anschluss findet eine Gesprächsrunde statt. Diese bietet Gelegenheit über die Geschichte zu sprechen und Film und Buch zu vergleichen.